Führung „Ausgrenzung, Arbeitszwang und Abweichung"

Auf einer Fläche von 28.000 m² wurde im Jahr 1892 die städtische „Zwangsarbeitsanstalt zu St. Georg" an der Riebeckstraße fertiggestellt, welche ein zentraler Ort über die politischen Systeme des 19. und 20. Jahrhunderts war. Seit den 1880er Jahren wurde die soziale und gesundheitliche Versorgung zwar stärker als staatliche Aufgabe wahrgenommen, aber ein Teil der Bevölkerung wurde von staatlichen Leistungen ausgegrenzt. Zwangseingewiesen wurden unter anderem Menschen, die durch die Industrialisierung massenhaft arbeits- und obdachlos geworden waren, Bettler, Personen, die als Kranke bezeichnet wurden, oder Prostituierte gewesen sein sollen. Im Jahr 1909 wurde die Einrichtung dann in „Städtische Arbeitsanstalt" umbenannt. Das Thema Gewalt stand durch das Anstaltspersonal immer wieder auf der Tagesordnung. Die Zustände wurden vor allem in der Zeit der Weimarer Republik häufig skandalisiert, es sei dort „schlimmer als in der Strafanstalt", hieß es. Von 1933 bis 1945 wurde die Arbeitsanstalt zu einem zentralen Ort der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik in Leipzig. Das Anstaltsgelände diente 1938 und 1939 mehrmals als Sammel- und Durchgangslager für Jüdinnen und Juden. Durch die Bombenangriffe wurden einige Gebäude der Anstalt zerstört, zwei Häuser wurden nach 1945 abgerissen. Nach 1945 wurde die Anlage zunächst zur Unterbringung von ehemaligen Zwangsarbeiterinnen- und arbeitern genutzt. 1946 richteten die sowjetischen Besatzungsbehörden das „Fürsorgeheim für Geschlechtskranke Leipzig-Thonberg" ein. Dies bildete die Grundlage für die 1952 in der DDR eröffnete geschlossene Venerologische Station. Sehr oft wurden Mädchen und Frauen gegen ihren Willen und ohne gesetzliche Grundlage zwangseingewiesen und auf Geschlechtskrankheiten untersucht. 1954 erfolgte wieder eine Umbenennung, diesmal in „Heim für soziale Betreuung", welche ab 1971 auch zur Außenstelle des Parkkrankenhauses wurde. Wie es aber danach weiterging, erfahren Sie bei der Führung.
Es führt Markus Streb.
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt auf 20 Personen.
Termin: Samstag, 14. Juni 2025, 10:00 – 12:00 Uhr
Treffpunkt: Riebeckstraße 63, 04317 Leipzig
Teilnehmerbeitrag: 8,00 € pro Person, Mitglieder des Industriekultur Leipzig e.V. gegen Vorlage des Mitgliedsausweises frei. 50% der Einnahmen werden an den Verein Riebeckstraße 63 e.V. gespendet.
Voranmeldung: Eine Teilnahme ist nur mit bestätigter Voranmeldung möglich. Bitte melden Sie sich über das Formular auf dieser Seite an.
Bilder: Dave Tarassow