Termin verschoben! Vortrag „Wie viel Perspektive steckt im Wismut-Erbe?“
Achtung! Termin wegen Krankheit verschoben! Ein neuer Termin wird demnächst bekanntgegeben.
Vortrag von Yaroslav Koshelev – in der Vortragsreihe „Perspektive Industriekultur“
In den Schächten und Betrieben der sowjetisch-deutschen Aktiengesellschaft Wismut förderten von 1947 bis 1991 eine halbe Million Menschen rund 230.000 Tonnen angereichertes Uran, welches den sowjetischen Atomkomplex mit Rohstoffen für den Bau von Atombomben versorgte. Die Wismut war ein Staat im Staate und verfügte über eigene politische, polizeiliche, kulturelle und wirtschaftliche Strukturen. Der Rückblick fällt zwiespältig aus. Einerseits ermöglichte die Wismut ihren Arbeiter:innen eine privilegierte Sonderstellung innerhalb der DDR-Gesellschaft und viele gelangten so zu einem Leben in relativem Wohlstand. Andererseits waren vor allem die untertage arbeitenden Bergarbeiterinnen und Bergarbeiter körperlich sehr schwerer Arbeit und Strahlung ausgesetzt. Darüber hinaus stellte die Uranerzförderung einen tiefen Eingriff in die Umwelt dar, sodass Landschaften geschädigt wurden und Ortschaften für immer von der Landkarte verschwanden.
Nach der Wiedervereinigung wurde die Uranförderung eingestellt und die SDAG Wismut in eine GmbH umgewandelt – bis heute ist sie mit der Sanierung und Rekultivierung der ehemaligen Lager- und Aufbereitungsstätten beschäftigt. Im „Wismut-Erbe-Forschung“ Zeitzeugenprojekt ging ein sechsköpfiges Team unter der Leitung von Dr. Astrid Mignon Kirchhof auf eine historische Spurensuche. In 50 Interviews kamen Vertreter:innen verschiedenster Berufsgruppen zu Wort – vom Hauerbrigadier bis zur Kindergartenerzieherin. Ihre biografischen Schilderungen sind ein Schlüssel zum Verständnis einer besonderen nuklearen Erinnerungskultur, aus der die gesamtdeutsche Atomerbe-Forschung ihre Lehren ziehen kann.
Die Interviews mit insgesamt über 120 Stunden Laufzeit sind unter dieser Website zu finden.
Der Vortrag wird das Wismuterbeprojekt vorstellen und den ostdeutschen Uranbergbau vor und nach dem Mauerfall in seiner politischen, umwelttechnischen und geschichtswissenschaftlichen Bedeutung einordnen.
Der Referent
Yaroslav Koshelev war im „Wismut-Erbe-Forschung“ Zeitzeugenprojekt für die Interviews mit sowjetischen Zeitzeugen, die Ton- und Filmarbeit und die Redaktion der Blog- und Datenbankinhalte zuständig. Im Augenblick schreibt er seinen Master in Technikgeschichte an der Technischen Universität Berlin zum Thema der deutsch-sowjetischen Beziehungen in der SDAG Wismut und ist mit der Auswertung der Interviews beschäftigt.
Veranstaltungsort HTWK Leipzig, Fakultät Ingenieurwissenschaften, Wiener-Bau, Wächterstraße 13, 04107 Leipzig
Anmeldung Bitte melden Sie sich für unsere Raumplanung hier auf dieser Seite an.
Die Vortragsreihe „Perspektive Industriekultur“ ist eine Kooperationsveranstaltung des Industriekultur Leipzig e.V. mit der HTWK Leipzig, Fakultät Ingenieurwissenschaften und dem VDI Bezirksverein Leipzig, AK Technikgeschichte.
Bilder
Hauer im Abbau: © Wismut GmbH
Landschaft nach Sanierung und Rekultivierung (Ausschnitt): André Karwath – CC BY-SA 2.5
Änderungen des Programms vorbehalten.