Teilnehmerrekord: Vortrag zum 50-jährigen Tatra-Jubiläum
Zum Thema "50 Jahre Tatra-Straßenbahn in Leipzig" luden wir am 05.03.2019 in den großen Hörsaal der HTWK Leipzig, Fakultät für Maschinenbau und Elektrotechnik, ein. 108 Besucher haben wir gezählt. Anhand einer Facebook-Veranstaltung meldeten 680 Personen Interesse. Er gehört zu den Vorträgen, die über 100 Leute anziehen, und davon haben wir nicht viele. Zudem kann unser Vortragsabend als Auftaktveranstaltung für das Leipziger Jubiläum bezeichnet werden.
Am 14.02.1969 fuhr der erste Tatrazug der Typen T4D/B4D auf der Linie 27 und dies war zugleich der erste Linieneinsatztag in der DDR. Noch vor Dresden, auch wenn sie zuerst die Tatrawagen erhielt. Auch die Städte Chemnitz, Halle und Magdeburg feiern 2019 ihr 50-jähriges Tatra-Jubiläum. Am 03.05.2019 sollen sie in Halle ihren letzten Einsatztag haben, zum Jahresende 2019 in Chemnitz und Magdeburg setzt sie nur noch als Verstärkerfahrten ein. Dresden hatte sein Jubiläum schon 2017 gefeiert, als die ersten Tatrawagen 1967 zu Testfahrten eintrafen. Und bei uns, in Leipzig, verschiebt sich die Außerdienststellung im Linienverkehr immer wieder - neues Datum ist irgendwann in 2021. Der Triebwagen, der tatsächlich 50 Jahre alt geworden ist, ist die 5091 - ein Schienenschleif- und Fahrleitungsmesswagen.
Die DDR war nach dem Spezialisierungsvertrag vom „Rat der gegenseitigen Wirtschaftshilfe“ gezwungen, ihre Straßenbahnen nur noch in Prag zukaufen. Lediglich die Gothawagen (Thüringen) blieben einige Jahre eine Ausnahme. Am Beispiel des amerikanischen PCC-Wagens wurde mit Lizenz der Tatra-Triebwagen T1 entwickelt. Nach dem T2 folgte der T3, der mit einer Wagenkastenbreite von 2,50 Metern nur in Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt) und Schwerin eingesetzt wurde, und für die übrigen Städte der T4D mit einer Wagenkastenbreite von 2,20 Metern. Beide Fahrzeuge haben eine Wagenkastenlänge von 14,50 Meter. Die Bezeichnung T4D steht für Triebwagen in der 4. Auslieferung für die DDR. Ein weiteres Extra war, dass für die ostdeutschen Straßenbahnbetriebe ein Beiwagen entwickelt wurde, damit konnten auch Drei-Wagen-Züge gebildet werden. Eine Leipziger Erfindung ist unter anderem, nur mit einem statt zwei angelegten Stromabnehmern zufahren. Ende 1968 trafen in Leipzig der erste Beiwagen und der erste Triebwagen ein, die am 14. Februar 1969 auf der Linie 27 zum Einsatz kamen. Mit 600 T4D und 273 B4D hatte Leipzig die größte Auslieferung in der DDR. Mitte 1991 begann dann die Modernisierung der Tatrawagen, aber auch die erste Ausmusterung. Heute sind noch 105 T4D-M im Einsatz. Die Beiwagen wurden bereits 2012 ausgemustert bzw. die zu Niederflurwagen umgebauten Beiwagen bis 2017.
Der fundierte Nahverkehrshistoriker Rolf-Roland Scholze, langjähriges Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft Historische Nahverkehrsmittel Leipzig e.V.“, hielt diesen Vortrag.