Führungen zur Industrie|Kultur
Wir nehmen Kinder und Jugendliche mit auf eine Reise durch die Industriegeschichte in Leipzig. Von den Anfängen über die Industrialisierung im 20. Jahrhundert bis heute. Wie entwickelten sich die Ortsteile im Leipziger Westen, die der Industriepionier Karl Heine bebaute. Jede Menge Fabriken entstanden, wie die Sächsische Kammgarnspinnerei, die Maschinenfabrik Philipp Swidersky oder die Naumannsche Brauerei mit dem Felsenkeller. Es geht entlang von Anschlussgleisen, an denen die Unternehmer ihre Waren in die Welt transportierten. In Leipzig gab es den größten Industriebahnhof Europas. Und unsere Stadt sollte auch an die Weltmeere angeschlossen werden, doch das Bauprojekt mit dem Elster-Saale-Kanal und Lindenauer Hafen wurde nie vollendet. Verschiedene Nutzungen, wie Ateliers, Büros und Fachmärkte, siedeln sich heute in den alten Fabriken an und beleben sie zu neuem Leben. Doch viele Fabriken sind immer noch dem Verfall ausgesetzt.
2017: "Auf den Spuren von Karl Heine"
Mit der Produktionsschule SCHAUPLATZ gGmbH begaben wir uns am 31. Mai 2017 wörtlich auf den Spuren des großartigen Industriepioniers Karl Heine. Der „SCHAUPLATZ“ ist eine Bildungseinrichtung und unterstützt vor allem benachteiligte junge Menschen – hier in einer Aktivierungsmaßnahme.
Dank dem Schaffen von Karl Heine wurden die heutigen Ortsteile Plagwitz, Lindenau und Kleinzschocher industriell erschlossen. 1889 wurden sie nach Leipzig eingemeindet. Profitiert haben sie auch von den vielen Anschlussgleisen, die vom Industriebahnhof zu den einzelnen Fabriken führten. Begonnen wurde die Führung mit Herrn Tarassow am ehemaligen Verladebahnhof Nr.1. Hier befanden sich drei Anschlussgleise für die kleinen Unternehmen, die kein Geld hatten, sich einen eigenen Anschluss zu leisten. Seit der Expo2000 befindet sich hier nun ein Stadtteilpark. Entlang ging es unter anderem zur Konsumzentrale, die einem Dampfschiff nachempfunden ist und vom Architekten Fritz Höger errichtet wurde, und dem Stelzenhaus am Karl-Heine-Kanal, dem die Anbindung an die Weltmeere prophezeit wurde, aber bis heute unvollendet blieb. Ehemalige Anschlussgleise wurden zu Wegeverbindungen umgebaut. Angeschaut haben wir uns auch den Friedhof Plagwitz, wo das Erbbegräbnis der Familie Rudolph Sack liegt. Rudolph Sack war ein Maschinenbau-Unternehmer, der sich mit Landmaschinen etablierte. Den Abschluss bildete die Baumwollspinnerei, wo sich vor allem die Kunstszene ein Domizil gesucht hat. Die Textilbranche war bis Anfang der 1990er Jahre in Leipzig groß aufgestellt.